Sämtliche Orgelwerke 4

Die bereits seit längerem vorliegenden drei Bände mit Orgelmusik von Heinrich Scheidemann (um 1595-1663) komplettiert der nun vorliegende mit den 12 Motettenkolorierungen, so dass nunmehr das gesamte Orgeloeuvre des Hamburger Organisten in modernem editorischen Standard zugänglich ist.

Scheidemann studierte 1611-1614 bei Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam und wirkte ab 1629 rund dreieineinhalb Jahrzehnte als Organist an der Kirche St. Katharinen in Hamburg. Den Stil seines Lehrers verschmolz er mit norddeutscher Tradition und gilt so als Mitbegründer der Norddeutschen Orgelschule. Die Fertigkeit, Vokalkompositionen in Griffschrift zu übertragen, zählte lange Zeit zu den Hauptanforderungen an einen kompetent ausgebildeten Organisten. Doch mit Anbruch des 17. Jahrhunderts trat die eher handwerkliche Intavolierungspraxis zugunsten innovativer Bearbeitungsformen von geistlichen Cantus firmi in den Hintergrund.

Scheidemann gebührt nun das Verdienst, der unverkennbar im Niedergang begriffenen Gattungstradition mit seinen Motettenkolorierungen zu einer Spätblüte verholfen bzw. diesem Kompositionstypus quasi ein ehrenvolles Denkmal von hervorragender künstlerischer Qualität gesetzt zu haben - ein wichtiges Dokument in der Geschichte der Orgelmusik, eine reizvolle Erweiterung des Orgelrepertoires.