Das Lied von der Erde

Das im Sommer 1908 entstandene Lied von der Erde ist Mahlers bekanntestes und persönlichstes Werk. Es reflektiert einschneidende Veränderungen in seinem Leben und berührt durch ungeheure emotionale Dichte. Bis zuletzt verfeinerte er die äußerst differenzierte Instrumentation, wie zahlreiche Retuschen in Partiturautograph und Stichvorlage zeigen. Umso bedauerlicher, dass er seine „Symphonie in Gesängen“ weder selbst aufführen noch am Druck mitwirken konnte. Leider blieben in der postum erschienenen Erstausgabe von 1912 und den von Erwin Ratz und Karl Heinz Füssl edierten Folgeausgaben viele Fragen unbeantwortet, andere wurde zweifelhaft entschieden.

Die Edition ist die erste textkritische des Werks auf wissenschaftlich fundierter Basis. Sie bietet nicht nur einen zuverlässigeren Notentext, sondern auch systematisch und übersichtlich aufbereitete Informationen zu den Quellen, ihrer Überlieferung und Bewertung. Alle editorischen Entscheidungen sind transparent nachvollziehbar dokumentiert – insbesondere dort, wo es zu neuen hörbaren Ergebnissen kommt. Werkbezogene aufführungspraktische Hinweise, die erstmals auch Mahlers Dirigierhinweisen mit einbeziehen, bieten wertvolle, unverzichtbare Interpretationshilfen. Das Stimmen-Set enthält neben den regulären fünf Klarinettenstimmen zwei Zusatzstimmen (3. Klarinette/Es-Klarinette, Bassklarinette/3. Klarinette an Stellen, wo diese Es-Klarinette spielt), um Aufführungen mit nur vier Klarinetten zu ermöglichen.

Der komplett überarbeitete Klavierauszug gibt die orchestrale Textur partiturnah wieder, ohne dabei die Spielbarkeit aus den Augen zu verlieren. Dafür standen Mahlers Klavierautograph und der Klavierauszug von Wöss Pate, den der Komponist selbst in Auftrag gegeben hatte.