Klezmer – aus dem Shtetl auf die Weltbühne

von Katharina Uziel (13.06.2020)

Der moderne Klezmer, die Volksmusik aschkenasischer Juden Osteuropas, kann als Resultat stetigen Austauschs verschiedener Kulturen betrachtet werden. In diesem Beitrag gibt es einen kurzen Einblick in die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende Geschichte der Gattung.

Die Anfänge des Klezmer liegen in den „Shtetln“, osteuropäischen Kleinstädten, in denen sich im 15. Jahrhundert das aus Westeuropa vertriebene, aschkenasische Judentum ansiedelte. Dort spielten die Klezmermusiker (= Klezmorim) auf Hochzeiten und jüdischen Festen abseits der Synagoge. Das Wort „Klezmer“ leitet sich aus dem Hebräischen „Kley“ für Instrument und „Zemer“ für Melodie ab. Die Klezmorim singen jedoch auf Jiddisch, der Alltagssprache der aschkenasischen Juden.

Klezmorim, die oft als fahrende Musikanten u.a. mit Sinti und Roma umherzogen, nahmen über die Jahrhunderte hinweg Einflüsse aus unterschiedlichen Kulturkreisen in ihre Musik auf und interpretierten diese neu. So entstand im 19. Jahrhundert der moderne Klezmer in Bessarabien (zwischen der heutigen Ukraine und Rumänien) durch eine Vermischung mit der traditionellen Musik der einheimischen Bevölkerung.

Im frühen 20. Jahrhundert befanden sich unter den zahlreichen jüdischen Immigranten in die USA auch Klezmorim, was den Stil in der Neuen Welt popularisierte und jüdische Komponisten wie Leonard Bernstein oder George Gershwin bekannt machte. Dazu entstanden erste Schallplattenaufnahmen durch die Klarinettisten Dave Tarras und Naftule Brandwein.

Eine zweite jüdische Einwanderungswelle in die USA folgte im Zuge des Holocaust. Ein Wiederentdecken der jüdischen kulturellen Identität und damit auch Musikalität fand statt. In den 1970er Jahren machten Musiker wie Giora Feidman oder Andy Statman Klezmer endgültig weltweit bekannt. Begegnungen mit der Volksmusik verschiedener Länder, mit Tango oder Pop, mit Rock oder Jazz geben der Musikrichtung immer wieder ein neues, aufregendes Gesicht.

Instrumente des Klezmer

Der „Fiddler“ mit seiner Geige (jiddisch: Varplye, Verplye oder Verfli) ist wohl der Inbegriff eines Klezmermusikers. Daneben sind das Zimbl, eine trapezförmige Variation des Hackbretts aus Osteuropa und die Flöte (Schtoplper) beliebte Instrumente der Klezmermusik. Der Bass (Verbl) sowie einfache Trommeln (Tschekal) und eine Basstrommel (Puk oder Baraban) ergänzen das Klezmer-Ensemble.

Die für moderne Klezmermusik so charakteristische Klarinette (jiddisch: Foyal oder Vorsh) fand ihren Weg erst im 19. Jahrhundert in die Hände der Klezmorim, denn Juden im Westen Russlands, wozu auch Bessarabien zählte, war es bis 1855 untersagt, laut tönende Instrumente zu spielen. In modernen Besetzungen mischen sich je nach Stilrichtung auch Klavier/Keyboard, Saxophon, Akkordeon und andere Blechbläser unter die Klezmer-Band.

Die Tonskalen des Klezmer

Der typische Klang des Klezmer entsteht durch die aschkenasischen Tonskalen, die aus der synagogalen Musik des Judentums stammen. Es kommen jedoch durch die Zerstreuung des Judentums auch typisch westeuropäische Tonarten wie Dur und Moll sowie verschiedene andere osteuropäische Tonarten vor.

Durch die Abstände zwischen den Tönen erhalten die Tonarten ihren jeweils charakteristischen Klang, wobei – im Gegensatz zur Harmonik westlicher Musik – übermäßige Tonschritte häufiger eine Rolle spielen können. Dies ist z.B. der Fall bei Ahava Rabbeh, der am häufigsten verwendeten Tonart. Sie wird auch Freygisch genannt und entspricht der dominantisch-phrygischen Tonskala. Ursprünglich wurden die Tonarten in der Synagoge bestimmten Anlässen zugeordnet und sollen ein bestimmtes Gefühl transportieren. Deswegen haben sie auch Namen, die mit dem Judentum in Verbindung stehen. Hier sehen Sie die drei wichtigsten Tonleitern und ihre Bedeutung:

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