'Die Neue Ausgabe sämtlicher Freien Orgelwerke Dietrich Buxtehudes hat eine so freundliche Aufnahme gefunden, dass der Verlag nun auch seine choralgebundenen Werke folgen lägt. Diese nehmen in der handschriftlichen Überlieferung etwa den gleichen Raum ein wie die freien Orgelwerke, sind aber zu Unrecht weit weniger bekannt.
Die am häufigsten verwendete Form in Buxtehudes Choralbearbeitungen besteht in der einmaligen, mehr oder weniger reich ornamentierten cantus-firmus-Durchführung in der Oberstimme, die von den Mittelstimmen und dem Pedalbass begleitet wird. Der norddeutsche Stylus phantasticus hat hier eine seiner schönsten Entfaltungsmöglichkeiten gefunden.
In größere Dimensionen überfragen finden wir die Freude am freien Spiel mit dem cantus firmus in Buxtehudes Choralfantasien. Es ist eigentlich unerklärlich, warum man in Orgelprogrammen zwar des öfteren auf seine zweistrophig angelegte Phantasie Wie schön leuchtet der Morgenstern (Nr. 46 der vorliegenden Ausgabe) stögt, während Gelobet seist du, Jesu Christ (Nr. 12) und Nun freut euch, lieben Christen gmein (Nr. 34) praktisch in Vergessenheit geraten sind. Buxtehudes Choralfantasien gehören zusammen mit den Schwesterwerken von Franz Tunder, Vincent Lübeck und Nikolaus Bruhns zu den Musterbeispielen dieser Form. Die Melodie wird dabei abschnittsweise in unterschiedlichen Techniken bearbeitet. Aus den Liedzeilen werden einzelne Melodieteile als Motiv gewonnen, das dem betreffenden Abschnitt zugrunde gelegt wird. Bei einigen Partien ist auch eine Wort-Ton-Beziehung erkennbar. Besonders gern wird der Echo-Effekt eingesetzt...' - Christoph Albrecht